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Dünne Schichten überall

Grit Köckritz, Dr. Thomas Chudoba, Prof. Andreas Leson, MdB Susann Rüthrich (v. l.)

Was haben Brillengläser und isolierende Häuserfassaden gemeinsam? Sie funktionieren erst, wenn ihre Oberflächen perfekt bearbeitet - oder besser - beschichtet sind. Im Alltag begegnen uns überall Dinge, die nur aufgrund ihrer Oberfläche ihre eigentliche Bestimmung finden: Computerchips, Kochfelder oder auch der wasserdichte und atmungsaktive Wanderschuh. Ganz aktuell: Innovative Beschichtungen bieten auch in der Medizintechnik oder Verpackungsindustrie nachhaltige Möglichkeiten für sehr wirksame Hygiene.

In nahezu allen Produktbereichen der Wirtschaft spielen die sogenannten „Dünnen Schichten“ eine herausragende bis sogar existentielle Rolle. Daraus ergibt sich ein dauerhaft intensiver Forschungsbedarf, insbesondere für zahlreiche kleine und mittlere Unternehmen (KMU) aus Sachsen. „KMU können sich oft keine eigenen Forschungsabteilungen leisten. Dank der weltweit einzigartigen Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie kooperieren sie technologieoffen und branchenübergreifend mit wissenschaftlichen Einrichtungen, Forschungsvereinigungen und anderen Unternehmen und betreiben angewandte Forschung, Wissenstransfer und nicht zuletzt die Förderung von wissenschaftlichen Nachwuchs. Die ‚fassbaren‘ Ergebnisse dieser vorwettbewerblichen F&E-Aktivitäten kommen über die Netzwerkaktivitäten der AiF-Mitglieder dem Mittelstand zugute“, erklärte Andrea Weißig, AiF-Geschäftsführerin Forschungspolitik, bei einem Austausch mit dem Mitglied des Deutschen Bundestages Susann Rüthrich (SPD) und Vertretern der ASMEC Advanced Surface Mechanics GmbH und EFDS Europäische Forschungsgesellschaft Dünne Schichten e.V. am 30. Juni 2021 in der sächsischen Landeshauptstadt. Rüthrich hat ihren Wahlkreis in der Region Dresden-Meißen.

Expertise in Projektbegleitenden Ausschüssen

In der Elbmetropole engagiert sich die ASMEC GmbH im Rahmen der Projektbegleitenden Ausschüsse der IGF. Das 2003 von dem sächsischen Wissenschaftler und Unternehmer Dr. Thomas Chudoba gegründete Unternehmen entwickelt Messtechnik und Software, mit der mechanische Eigenschaften von Oberflächen und Schichten bestimmt und verbessert werden können. „Für uns sind ständige Forschungs- und Entwicklungsarbeit nicht nur Unternehmensleitbild, sondern ökonomische Basis. Umso wertvoller ist die direkte Zusammenarbeit im AiF-Netzwerk, insbesondere mit der EFDS - eine Kompetenz-Plattform für Entwickler und Anwender von Dünnschicht‑, Vakuum- und Plasmaoberflächen-Technologien. Wir arbeiten derzeit innerhalb der Industriellen Gemeinschaftsforschung an drei Projekten mit“, sagte der Experte für Oberflächenmechanik und Nanoindentation. Dabei gehe es unter anderem um die Entwicklung keramischer Schichten, die künftig hitze- und korrosionsbeständiger sind. Ziel sei unter anderem die Reduktion von Stickoxid- und Kohlendioxid-Emissionen durch effizientere Prozesse und hartbarere Komponenten.

„Wir schätzen die Expertise der ASMEC in den IGF-Vorhaben sehr“, erklärte Professor Andreas Leson, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender des EFDS und Abteilungsleiter beim Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS in Dresden. Deren Messtechnik leiste einen bedeutenden Anteil für den Forschungserfolg. „Dank der Kooperation mit rund 100 Forschungsvereinigungen von Automobiltechnik bis Zellstoff- und Papierindustrie hat hier der mittelständische Unternehmer die Möglichkeit, dringend nötige Forschungsprojekte umzusetzen. Als AiF-Mitglied konnte die EFDS in den vergangenen drei Jahrzehnten Ergebnisse von insgesamt 114 IGF-Forschungsvorhaben zur Verfügung stellen; aktuell arbeiten wir an neun Projekten gemeinsam mit wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Partnern bundesweit“, ergänzte EFDS-Geschäftsführerin Grit Köckritz.

Industrie und Forschung Hand in Hand innerhalb der IGF

Die Bundestagsabgeordnete Susann Rüthrich (SPD) informierte sich über das Engagement und die Bedürfnisse der forschungsaffinen mittelständischen Unternehmen in Dresden und darüber hinaus. Rüthrich erklärte dazu: "Die Dünnschichttechnologie hat eine große Tradition in Sachsen und deshalb freut es mich sehr, dass insbesondere hier in Dresden so viel zum Thema geforscht wird. Ich habe heute sehr anschaulich erfahren, dass der Bund auch in Zukunft Mittel für die transferorientierten Förderprogramme zugunsten des Mittelstands zur Verfügung stellen muss. Am Beispiel der vorwettbewerblichen Gemeinschaftsforschung wird deutlich, wie Industrie und Forschung erfolgreich Hand in Hand arbeiten, Arbeitsplätze entstehen, Fachkräfte ausgebildet und gebunden werden können." (frd)