ZOOM AiF 2018/2019

Zoom I Einblicke 25 24 Zoom I Einblicke Warum Früherkennung so wichtig ist Die Ursachen für eine Skoliose sind vielfältig: Kleinste Disbalancen kön- nen sich von der Halswir- belsäule bis zum Becken- gürtel und schließlich bis zu den Füßen auswirken. Je nach Ausprägung der Wirbelsäulenveränderun- gen kann das zu starken gesundheitlichen Beein- trächtigungen wie Bewe- gungseinschränkungen, Rückenschmerzen oder auch Funktionseinschränkungen der inneren Organe führen. Bei frühem Eingreifen lassen sich schwere Verlaufsformen der umliegenden Muskeln verhindern. Mangelndes medizinisch ausge- bildetes Fachpersonal erschwert jedoch die frühzeitige manuelle Therapie. Die Lösung für Patienten Ziel des ausgezeichneten IGF- Projektes, das vom AiF-Mitglied „Skoliose“ – der aus dem Altgrie- chischen abgeleitete Begriff be- schreibt in der Medizin eine seitli- che Verkrümmung der Wirbelsäule. Sie kann sich bereits im Kindesalter aus Fehlhaltungen ergeben. Höchs- te Zeit zu handeln, denn alleine in Deutschland sind ca. 125.000 Heranwachsende ab dem 10. Lebensjahr von Skoliose betroffen. Dr.-Ing. Grzegorz Ś liwi ń ski von der Technischen Universität (TU) Dres- den und Dipl.-Ing. (FH) Michael Werner vom Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umform- technik (IWU) in Chemnitz haben im Rahmen eines IGF-Projektes dafür gesorgt, dass insbesondere diesen jungen Patienten in Zukunft besser geholfen werden kann. Für ihre Leistung erhielten sie den Otto von Guericke-Preis 2018 der AiF, dotiert mit 10.000 Euro. DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotech- nologie koordiniert wurde, war es, eine Simulationsplattform und ein innovatives Therapiegerät für eine teilautomatisierte Skoliosebe- handlung zu entwickeln. „Das ist uns gelungen,“ freut sich Michael Werner. „Das innovative Gerät mobilisiert gleichzeitig die Wirbel, stimuliert das Knochenwachstum und kräftigt die Muskeln. Außer- dem besitzt es eine offene Bauwei- se, die Kinder zum Ausprobieren ermutigt und so die Motivation steigert“, erklärt er. Die Apparatur erreicht durch computergesteuerten seitlichen Druck und Entlastungserzeugung eine Rückdrehung und Begradi- gung der Wirbelsäule. „Infolge- dessen erspüren Patienten die Einwirkungen auf die Wirbelsäule und lernen so, die korrigierte Haltung im Alltag beizubehalten“, sagt Werner. Ein multisensorisches Feedbacksystem mit sofortiger Visualisierung der Wirkung rea- giert dabei individuell auf Bewe- gungen der Nutzer und führt sie Rückgrat zeigen! Ein Skoliose-Therapiegerät mit „Spielraum“ Das Gewinnerteam des Otto von Guericke-Preises 2018: Dr.-Ing. Grzegorz Ś liwi ń ski (r.) und Dipl.-Ing. (FH) Michael Werner quasi spielerisch in die richtige Position. Wie Markt und Gesundheitssystem davon profitieren „Mit der Entwicklung des Therapie­ systems können sowohl die Dauer als auch die Kosten der Behand- lung effektiv gesenkt werden“, sagt Grzegorz Ś liwi ń ski. „Das freut nicht nur die Patienten, sondern entlas- tet auch das Gesundheitssystem,“ unterstreicht er. Der modulare Auf- bau ermöglicht darüber hinaus die Kombination verschiedener Therapie- methoden. „Für den mittelständisch geprägten medizintechnischen Markt in Deutschland bietet sich daher die Gelegenheit, einzelne Module zu im- plementieren und so kostengünstiger und effizienter die vorwettbewerbli- chen Forschungsergebnisse der IGF umzusetzen und in unterschiedliche Therapieeinheiten zu integrieren“, ist Ś liwi ń ski überzeugt. In der Mediathek der AiF finden Sie einen 3-minütigen Film zum Projekt so- wie zu den anderen beiden Finalisten für den Otto von Guericke-Preis 2018.

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