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Henrich-Funke-Pschorr-Preis: Mehr Nachhaltigkeit im Hopfenanbau

Im Juli 2021 hat das AiF-Mitglied Wissenschaftsförderung der Deutschen Brauwirtschaft e.V. (Wifö) zum 9. Mal den Henrich-Funke-Pschorr-Stiftungspreis verliehen. Benannt ist die 1901 gegründete Stiftung nach drei Brauer-Persönlichkeiten: Karl Friedrich Henrich, Rudolf Funke und August Pschorr, alle drei verdiente Präsidenten des Deutschen Brauer-Bundes. Die nach ihnen benannte Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, junge Brauwissenschaftlerinnen und Brauwissenschaftler auszuzeichnen, deren Arbeiten sich als besonders wertvoll für die Praxis erwiesen haben.

Der diesjährige Preisträger, Dr. Christoph Rupp, erarbeitete im Rahmen seiner Dissertation an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg die Einsatzmöglichkeiten von natürlichen pflanzlichen Extrakten zur Bekämpfung von Falschem Mehltau im Hopfenanbau. Unbehandelt kann der Befall zu kompletten Ernteausfällen führen, weshalb ein erfolgreicher Anbau der betroffenen Kulturen nur durch Maßnahmen zum Pflanzenschutz garantiert werden kann. Ziel des Forschungsvorhabens war die Entwicklung eines umweltfreundlichen Pflanzenschutzmittels, denn ohne jegliche Verwendung von Pflanzenschutzmitteln kann selbst der ökologische Landbau nicht überleben. Bereits bekannt war, dass verschiedene Wirkstoffe pflanzlichen Ursprungs eine hohe Wirksamkeit gegen den Erreger des Falschen Mehltau aufweisen.

Pflanzlicher Schutz

Besonders erstaunlich ist, dass sogar ein Extrakt aus den Dolden des Hopfens die Erreger inaktivieren kann. Die wissenschaftlich-technische Herausforderung bestand darin, die Hopfenextrakte in ein anwendbares, hochwirksames Pflanzenschutzmittel zu verwandeln. Dies erfolgte durch eine Mikroverkapselung mittels Sprüherstarrung. Die Optimierung der Mikrokapseln geschah dabei durch die Auswahl geeigneter Prozessparameter während der Produktion sowie durch Variation der Zusammensetzung der Mikrokapseln. Anhand von Blattscheibenversuchen konnte die biologische Wirksamkeit gezeigt werden und auch erste Freilandversuche bestätigten die Anwendbarkeit der Hopfenextrakt-Kapseln. Mangelnder Befall aufgrund der trockenen Wetterbedingungen ließ jedoch keine weiteren Aussagen zu.

Sollten sich die Hopfenextrakt-Kapseln bei weiteren Versuchen auch im Freiland bewähren, könnte mit dem Zulassungsverfahren begonnen werden, um die Kapseln in Zukunft als nachhaltige Pflanzenschutzmittel einzusetzen. Übrigens: Die Sorge, dass dabei zu wenig Hopfen für die Bierbereitung übrigbleibt, ist unbegründet. Die hierfür benötigte Menge entspricht nur einem Bruchteil des durchschnittlichen Ernteertrags.

Eigenmittelfinanziertes Vorhaben der Gemeinschaftsforschung

Das vorwettbewerbliche Gemeinschaftsforschungsprojekt wurde aus den Mitgliedsbeiträgen der Wissenschaftsförderung und mit finanzieller und materieller Unterstützung durch die Firma Hopsteiner HHV GmbH gefördert. Die Freilandversuche wurden ebenfalls mit Förderung der Wifö am Hopfenforschungszentrum der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) durchgeführt. Die Ergebnisse des Vorhabens stehen allen interessierten Unternehmen zur Verfügung.

Weitere Informationen zum Henrich-Funke-Pschorr-Stiftungspreis und den bisher ausgezeichneten Preisträgern finden Interessenten auf der Website www.wifoe.org. (di)

 

Foto: © Wifö