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Otto von Guericke-Preis 2022: Die Finalisten stehen fest

Es ist wieder so weit: Der Otto von Guericke-Preis 2022 rückt näher. Die AiF vergibt die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung seit 1997 einmal im Jahr, um Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für besondere Innovationsleistungen auf dem Gebiet der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) zu ehren. Die vorwettbewerbliche IGF wird im Innovationsnetzwerk der AiF und ihrer Forschungsvereinigungen organisiert und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert. 2021 stellte das BMWK rund 200 Millionen Euro öffentliche Mittel für IGF-Projekte zur Verfügung.

Die 26. Ausschreibung des Otto von Guericke-Preises ist mittlerweile abgeschlossen und eine Jury hat drei Finalisten-Teams ausgewählt, die sich im Rahmen der offiziellen Preisverleihung am 30. November 2022 in Berlin vorstellen werden. Drei sehr unterschiedliche Projekte haben das Rennen gemacht. Sie zeigen nicht nur das breite Themenspektrum der anwendungsnahen und mittelstandsorientierten IGF, sondern auch ihre Beiträge zur Lösung der großen Herausforderungen unserer Zeit. Neugierig? Hier sind die Finalisten.

Team „Kunststoffmodifizierung“

Vor dem Hintergrund, dass zahlreiche fossile Rohstoffe – darunter viele auf Erdölbasis hergestellte Polymere für textile und technische Fasern – nur begrenzt verfügbar und endlich sind, kommt der Forschung nach Alternativen eine große Bedeutung zu. Ein Biopolymer, welches aus biobasierten, nachwachsenden Rohstoffen besteht und biologisch abbaubar ist, ist Polylactid (PLA). Es wird mittels chemischer Synthese auf Basis von Milchsäure hergestellt. Dr. Boris Marx vom Faserinstitut Bremen e.V. ist es gelungen, PLA so zu modifizieren, dass damit Hochleistungs-PLA-Garne mit erhöhten Festigkeiten hergestellt werden können, die auch in anspruchsvollen industriellen Anwendungen einsetzbar sind. Damit kann ihre Nutzung deutlich ausgeweitet und herkömmliche Kunststoffe, beispielsweise Polypropylen (PP), weiter substituiert und Ressourcen und Umwelt entsprechend geschont werden. Das IGF-Projekt wurde vom AiF-Mitglied Forschungsvereinigung Werkstoffe aus nachhaltigen Rohstoffen e.V. koordiniert.

Team „Pflanzenöle“

Obwohl tropische Pflanzenfette ernährungsphysiologisch als bedenklich angesehen werden und deren Anbau gravierende ökologische und soziale Probleme zur Folge hat, finden sie sich in fast jedem zweiten Supermarktprodukt von Brotaufstrichen bis zu Reinigungsmitteln. Ein Austausch durch unverarbeitetes Pflanzenöl wie heimisches Rapsöl ist bislang jedoch nicht möglich, ohne dass das Endprodukt im Vergleich zum Referenzprodukt ungünstige Eigenschaften aufweist. Sharline Nikolay und Dr. Bertrand Matthäus vom Max Rubner-Institut sowie Till Wettlaufer und Professor Eckhard Flöter von der Technischen Universität Berlin haben im Rahmen eines IGF-Projektes eine tragfähige Alternative gefunden:  Oleogele auf Basis von Rapsöl können die funktionellen Eigenschaften von gehärteten Fetten oder festen Fetten wie Palm- oder Kokosfett übernehmen und ermöglichen so die Herstellung nachhaltigerer, qualitativ hochwertiger Produkte. Das IGF-Projekt wurde vom AiF-Mitglied Forschungskreis der Ernährungsindustrie e.V. koordiniert.

Team „Betonrecycling“

Anja Tusch und Jonas Lillig von der Technischen Universität Kaiserslautern haben im IGF-Projekt „Steigerung des Frischbetonrecyclings in der Transportbetonindustrie“ einen Beitrag zur Abfallvermeidung und Ressourcenschonung im Bauwesen geleistet. Die Forschungsergebnisse stellen vor allem für kleine und mittlere Unternehmen der Betonindustrie einen wirtschaftlichen Mehrwert dar. Den Forschenden ist es gelungen, nachzuweisen, dass – statt aktuell 5 Prozent – bis zu 25 Prozent wiedergewonnene gewaschene oder rezyklierte Gesteinskörnungen, die aus der eigenen Betonproduktion des Herstellers stammen und ohne vorherigen Gebrauch wieder aufbereitet worden sind, erneut eingesetzt werden können. Auf der Grundlage der erzielten Ergebnisse wurde ein Vorschlag für die Überarbeitung der Betonnorm DIN 1045-2 erarbeitet, die gerade der Fachöffentlichkeit zur Stellungnahme vorliegt. Das IGF-Projekt wurde vom AiF-Mitglied Forschungsgemeinschaft Transportbeton e.V. koordiniert.

In den kommenden Wochen werden wir die Themen und die Forschenden auf unserer Website und auf unseren Social Media-Kanälen @aifdigital näher vorstellen, bevor im November die Siegerentscheidung fällt. (di)