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FORSCHER Mittelstand – Kooperation schafft Innovation

AiF-Präsident Prof. Sebastian Bauer (l.) und Prof. Andreas Michanickl im Gespräch mit Moderatorin Vivian Perkovic

AiF-Präsident Bauer begrüßte die Gäste.

Das Finalisten-Team "Stromverteiler aus der Papiermaschine": Dr. Ralf Hauser, Wladimir Philippi und Sebastian Stypka (v.l.)

Das Finalisten-Team "Futtermittel der Zukunft": Tobias Beck, Andreas Baur, Dr. Verena Böschen und Prof. Rainer Benning (v.l.)

Das Finalisten-Team "Biomimetisches Trommelfell": Dr. Dilbar Aibibu, Lukas Benecke und Dr. Zhaoyu Chen (v.l.)

And the winner is: Das Team "Stromverteiler aus der Papiermaschine" mit dem AiF-Präsidenten sowie Dr. Stefan Haep, Prof. Christoph Broeckmann und Dr. Thorsten Voß (v.l.)

Hinter den Kulissen

Am 1. Dezember war es wieder so weit: Die AiF verlieh ihren Otto von Guericke-Preis 2021 für das IGF-Projekt des Jahres. Damit angesichts der aktuellen Corona-Lage so viele Interessenten wie möglich an diesem Event teilhaben konnten, fand die Veranstaltung wie im vergangenen Jahr digital statt – live aus einem Kölner Fernsehstudio.

Drei Finalisten-Teams präsentierten ihre nominierten Projekte mit besonderen Innovationsleistungen auf dem Gebiet der vorwettbewerblichen Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF). Die IGF wird von der AiF und ihren Forschungsvereinigungen organisiert, ihre Projekte werden vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mit öffentlichen Mitteln finanziert. Bereits seit 1997 vergibt die AiF den mit 10.000 Euro dotierten Otto von Guericke-Preis. Das heißt: Es galt in diesem Jahr nicht nur die aktuellen Finalisten zu feiern, sondern auch den 25. Geburtstag des AiF-Forschungspreises.

25 Jahre Otto von Guericke-Preis

AiF-Präsident Professor Sebastian Bauer hieß alle Gäste willkommen und erläuterte zum Auftakt der Veranstaltung, dass die Initiative zur Auslobung des AiF-Forschungspreises vom Wissenschaftlichen Rat der AiF ausging, der auch heute noch die Jury für die Auswahl der Finalisten und des Preisträgers stellt. Mit dem Preis werden herausragende IGF-Arbeiten ausgezeichnet, die jeweils die Transferkette von der Forschung bis zur Umsetzung der Ergebnisse in die praktische Anwendung umfassen. „Hier zeigt sich die Themen-, Branchen- und Technologieoffenheit der IGF an der großen Bandbreite der Themen, für die Forscherinnen und Forscher aus Wissenschaft und Wirtschaft bislang mit dem Otto von Guericke-Preis ausgezeichnet wurden“, erklärte Bauer. „Das Spektrum reichte von akustischen Bildgebungsverfahren über den maritimen Leichtbau und die Hautkrebsfrüherkennung bis zum Einsatz der Feuerverzinkung im Brückenbau.“ Weitere Themen und Köpfe aus 25 Jahren Otto von Guericke-Preis finden Interessenten auf der Otto von Guericke-Preis-Seite der AiF-Website.

Einen interessanten Rückblick gab ein Interview mit dem ersten Träger des Otto von Guericke-Preises, Professor Andreas Michanickl von der Technischen Hochschule Rosenheim. Gemeinsam mit Christian Boehme, zum Zeitpunkt der Auszeichnung beide Mitarbeiter des damaligen Wilhelm-Klauditz-Instituts für Holzforschung, entwickelte Michanickl ein Verfahren zur sortenreinen Wiedergewinnung von Spänen und Fasern aus Altmöbeln und Produktionsresten. Die aufbereiteten Späne aus Altholz konnten bis zu 50 Prozent preiswerter am Markt angeboten werden als Späne aus Frischholz, schon vor 25 Jahren somit ein wertvoller Beitrag zur ressourceneffizienten Kreislaufwirtschaft!

Stärkung von KMU durch jährlichen Mittelaufwuchs für mittelstandsorientierte Förderprogramme

Mit Blick auf die neue Bundesregierung bekräftigte AiF-Präsident Bauer, dass er eine Nachbesserung des Bundeshaushaltsentwurfs 2022 erwarte. Die noch von der alten Bundesregierung für 2022 vorgesehenen Mittelkürzungen für die BMWi-Förderprogramme IGF und Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) müssten von der Ampel-Koalition in höhere Budgets gegenüber den Ansätzen in 2021 gewandelt werden. „IGF und ZIM sind sehr nachgefragte Programme, die gezielt den Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die praktische Anwendung stärken – und das ist in Zeiten einer anhaltend rückläufigen Innovatorenquote im Mittelstand ausnehmend positiv. Eine Erhöhung der jährlichen Budgets – gerade nachdem der Koalitionsvertrag sich ja zur Erreichung des 3,5%-Ziels für die Forschungsquote in Deutschland bekennt – drängt sich somit förmlich auf“, so Bauer. Im Übrigen stehe Deutschland aktuell vor gewaltigen ökonomischen, ökologischen und technologischen Herausforderungen, die nur mit zusätzlichen Erfolgen in Forschung und Innovation zu bewältigen seien. „Eine sinnvolle Unterstützung des innovativen Mittelstands wäre daher ein jährlich dynamisierter Mittelaufwuchs für die mittelstandsorientierten Forschungsförderprogramme analog dem ‚Pakt für Forschung und Innovation‘, also auch für die IGF und das ZIM“, ist der AiF-Präsident überzeugt. Das würde allen Beteiligten zu Planbarkeit und Kontinuität und damit einer höheren Effizienz in der Nutzung der Forschungsressourcen verhelfen.

IGF-Projekt des Jahres 2021: Stromverteiler aus der Papiermaschine

Die diesjährigen Finalisten für den Otto von Guericke-Preis hatten die Jury mit einem besonders hohen Erkenntnisgewinn, aber auch mit der großen wirtschaftlichen Bedeutung der Ergebnisse für mittelständische Unternehmen überzeugt. Die Finalisten und ihre IGF-Projekte wurden in Kurzfilmen und anschließenden Interviews mit Moderatorin Vivian Perkovic vorgestellt.

Die diesjährigen Preisträger leisten mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen Energieversorgung. Denn das von den AiF-Forschungsvereinigungen Institut für Energie- und Umwelttechnik e.V. (IUTA) und Papiertechnische Stiftung (PTS) koordinierte IGF-Projekt macht es möglich, den großen Hoffnungsträger „Grüner Wasserstoff“ zukünftig kostengünstiger und effizienter herzustellen. Fünf Forscherinnen und Forscher – Sebastian Stypka und Wladimir Phillippi vom Zentrum für BrennstoffzellenTechnik (ZBT) in Duisburg, Dr. Ralf Hauser vom Fraunhofer-Institut IFAM in Dresden und Franziska Bauer sowie Dr. Stefan Knohl von der Papiertechnischen Stiftung (PTS) in Heidenau – haben ein innovatives papierbasiertes Material entwickelt, mit dem es möglich ist, funktionale Stromverteiler zukünftig auf Papiermaschinen zu erzeugen. Im Vergleich zu den bisher verwendeten Titansinterkörpern können mit dem neuen „Papier“ ein Fünftel der Kosten eingespart und der Wirkungsgrad des Elektrolyseprozesses erhöht werden. Der stellvertretende WR-Vorsitzende der AiF, Professor Christoph Broeckmann, unterstrich daher auch die große Bedeutung dieser IGF-Ergebnisse für die erfolgreiche Realisierung der Energiewende.

Weitere Informationen zum IGF-Projekt des Jahres 2021 finden Interessenten in einer ausführlichen Presseinformation und einem vierminütigen Film zum Projekt, der – ebenso wie die Filme zu den beiden weiteren Finalisten – im AiF-Medienraum verfügbar ist. Dort gibt es auch einen Mitschnitt der gesamten Veranstaltung und ein kurzes „Best of“ zum erstmaligen oder nochmaligen Anschauen. (di)