Brauwirtschaft zeichnet Gerste-Forschung aus

Dr. Stefan Hör, Prof. Dr.-Ing. Martina Gastl, Institutsleiterin Forschungszentrum Weihenstephan Brau- und Lebensmittelqualität, Dr. Stefan Kreisz (v.l.)
17.7.2025 – „Der Sommer ist für Brauerinnen und Brauer die schönste Jahreszeit – Sonnenschein und weißblauer Himmel lassen sich mit einem kühlen Bier im Biergarten oder zu Hause entspannt genießen“, so begann Dr. Stefan Kreisz, Vorsitzender des Beirates des AIF-Mitgliedes Wissenschaftsförderung der Deutschen Brauwirtschaft (Wifö), die Laudatio auf den diesjährigen Preisträger des Henrich-Funke-Pschorr-Stiftungspreises. Die Verleihung erfolgt im zweijährigen Turnus im Rahmen des Deutschen Brauertages, der in diesem Jahr am 10. Juli in Berlin stattfand.
Die 1901 gegründete Stiftung ist nach drei Brauer-Persönlichkeiten benannt: Karl Friedrich Henrich, Rudolf Funke und August Pschorr – alle drei waren verdiente Präsidenten des Deutschen Brauer-Bundes. Die Stiftung zeichnet mit dem Preis junge Brauwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus, deren Arbeiten sich als besonders wertvoll für die Praxis erwiesen haben.
Auf das Forschungsthema des aktuellen Preisträgers Dr. Stefan Hör eingehend führte Kreisz weiter aus: „Aber der Sommer zeigt uns auch ein anderes Gesicht: mit extremer Trockenheit und Hitze im Wechsel mit Starkregen, Hagel und Stürmen.“
Forschungsthema Klimawandel
Der Titel von Hörs prämierter Promotionsarbeit ist „Auswirkungen von Hitze und Trockenheit während des Pflanzenwachstums auf verarbeitungsrelevante Stärkeeigenschaften von Braugerste im Kontext der Herausforderungen des Klimawandels für die Brauindustrie“. Extreme Wetterbedingungen träfen besonders die Landwirtschaft in Form schwankender Ernteergebnisse. Volatile Quantität und Qualität des Rohstoffes Braugerste haben dann auch direkte Auswirkungen auf die Verarbeitung in Mälzerei und Brauerei.
Im Wesentlichen wird die Stärkestruktur von der Genetik einer Gerstensorte vorgegeben, aber auch von den Umweltbedingungen beeinflusst. Hör untersuchte die Zusammenhänge zwischen Genetik und Umwelteinflüsse, um auch zukünftig Braugerste mit guten Stärkequalitäten produzieren zu können. Hierfür führte er systematische Gewächshausanbauversuche, Feldversuche wie auch Mälzungsversuche durch. Einzelne Genotypen konnten für die Nutzung als Zuchtmaterial für trocken- bzw. hitzestressresistente Zukunftssorten identifiziert werden.
Grundstein gelegt
Mit den gewonnenen Erkenntnissen konnte ein Grundstein für eine züchtungsbeschleunigende Genmarker-Entwicklung solcher Zukunftssorten gelegt werden. Darüber hinaus zeigten die Feldversuche, welche Witterungsbedingungen zu welcher Wachstumsphase der Gerste welche Qualitätsparameter beeinflussen, woraus Handlungsempfehlungen für die landwirtschaftliche Praxis wie Standortwahl und Aussaatzeitpunkt abgeleitet werden können.
Auch wenn auf dem Weg zu klimaresilienten Sorten noch weitere Entwicklungsarbeit erforderlich ist, so stelle die Arbeit von Dr. Stefan Hör hierfür einen wichtigen Grundstein dar, der aus Sicht des Wifö-Beirates besonders preiswürdig für den diesjährigen Henrich-Funke-Pschorr-Preis ist, erklärte Dr. Stefan Kreisz in seiner Laudatio.
Foto: © DBB/CHLietzmann