ZOOM AiF 2017/2018

Zoom I Einblicke 25 24 Zoom I Einblicke Bislang waren beispielsweise zur Herstellung von Schall- dämpfern für die Automo- bilindustrie insgesamt fünf einzelne Schritte notwendig, bis die gewünschte Bau- gruppe verschweißt und zum Einsatz bereit war. „Das geht besser.“, waren drei Wis- senschaftler vom Institut für Umformtechnik und Umform- maschinen (IFUM) der Leibniz Universität Hannover über- zeugt und traten den Beweis im Rahmen eines Vorhabens der Industriellen Gemein- schaftsforschung an. Für die Ergebnisse erhielten Professor Bernd-Arno Behrens, Dr.-Ing. Sven Hübner und Masood Jalanesh den mit 10.000 Euro dotierten Otto von Guericke-Preis 2017 der AiF. Für die Herstellung von Blechbau- teilen ist das sogenannte Tiefzie- hen das am weitesten verbreitete Fertigungsverfahren. Dabei werden Metallbleche mithilfe von Zug und Druck in großen Anlagen umge- formt. Bislang waren nach dem Tiefziehen bis zu fünf zusätzliche Schritte im Rahmen des Herstel- lungsprozesses notwendig. „Jetzt nicht mehr!“, stellt Sven Hübner nicht ohne Stolz fest. Spritzerfreies Schweißen Im Rahmen des ausgezeichneten IGF-Projekts ist es den Wissen- schaftlern gelungen, die schwierig- ste Hürde für die Zusammenführung der Prozessschritte zu nehmen: den Schweißprozess spritzerfrei weiter- zuentwickeln. „Dadurch konnten wir das Buckelschweißen direkt in die Ziehstufe integrieren und somit alle Prozessoperationen in einem einzi- gen Werkzeug vereinen.“, erläutert Hübner. Hochpräzise Ergebnisse Das neue Werkzeugsystem kann in jeder konventionellen Presse ange- wendet werden und ermöglicht ein extrem schnelles Ergebnis: „Tief- ziehen, Fügen und Kalibrieren von Baugruppen dauern nur noch drei Sekunden. Zudem ist das Verfahren hochpräzise und kann beispielsweise für die Baugruppenfertigung im Be- reich der Elektromobilität verwendet werden.“, sagt Masood Jalanesh. Halbierte Kosten Der Wegfall von Fertigungsstufen birgt dabei enorme Einsparpoten- ziale: Eine Kostenersparnis von 50 Prozent bezogen auf Fertigungs-, Lagerungs- und Transportkosten ist realisierbar. „Mithilfe des neuen Ver- fahrens können unterschiedlichste Alltagsgegenstände wie Koch- töpfe, aber auch Zulieferteile für die Automobilindustrie, die zumeist von kleinen und mittelständischen Unter- nehmen gefertigt werden, schneller und preiswerter hergestellt werden.“, betont Bernd-Arno Behrens. Wettbewerbsfähige KMU Nicht nur das Einsparpotenzial, auch das extrem weite Anwendungsgebiet der Ergebnisse dieses vom Bundes- wirtschaftsministerium geförderten IGF-Projekts überzeugen: „Die 17 am Projekt beteiligten Unternehmen sind hochzufrieden mit der Arbeit im Netzwerk und den Ergebnissen des Projekts.“, freut sich Dr. Norbert Well- mann, Geschäftsführer des AiF-Mit- glieds Europäische Forschungsgesell- schaft für Blechverarbeitung, die das Vorhaben initiiert und koordiniert hat. „Das Verfahren führt zu einem echten Wettbewerbsvorteil für KMU und ermöglicht neben einer Verbreiterung der Anwendungsgebiete auch eine Ausweitung des Produktportfolios.“, ist er überzeugt. Die neuen Erkennt- nisse lassen sich außerdem auf weitere Produktionsprozessschritte in vielen Branchen übertragen. In der Mediathek der AiF finden Sie einen 3-minütigen Film zum Pro- jekt sowie zu den anderen beiden Finalisten für den Otto von Guericke- Preis 2017. Das Gewinnerteam des Otto von Guericke-Preises 2017: Prof. Dr. Bernd-Arno Behrens, Dipl.-Ing. Masood Jalanesh und Dr. Sven Hübner (v.l.) Hochpräzise, effizient und wirtschaftlich Umformen und Fügen von Blechbauteilen in nur einem Schritt

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