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Standpunkt
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Nanotechnologie bei
den Gerbern
Der Verein zur Förde-
rung des Forschungs-
instituts für Leder und
Kunststoffbahnen
(FILK) Freiberg/Sachen
fußt auf einer 125-jäh-
rigen Geschichte. „Was
1889 mit der Grün-
dung der ersten ‚Deut-
schen Gerberschule’
an einem der ältesten
sächsischen Industriestandorte be-
gann, ist heute ein interdisziplinäres
Netzwerk mit einem hochmodernen
Dienstleistungsangebot auf dem
Gebiet natürlicher und synthetischer
Polymerwerkstoffe.“, sagt Professor
Michael Stoll, Geschäftsführer des
FILK. Nach der deutschen Wie-
dervereinigung ermöglichte die
Gründung des Vereins die Privatisie-
rung des FILK und damit den Erhalt
der Forschungseinrichtung. Der
Trägerverein des FILK, aus dessen
Arbeit vor allem kleine und mittlere
Unternehmen Nutzen ziehen, wurde
1993 als ordentliches Mitglied in
die AiF aufgenommen. Im For-
schungsnetzwerk der AiF bildet er
die gesamte Wertschöpfungskette
der von ihm adressierten Branchen
ab, vom Rohstoff- und Chemikalien-
lieferanten über Hersteller von Zwi-
schenprodukten und Maschinenbauer
bis hin zum Endverarbeiter und
Veredlungsbetrieb. „Dabei weckt
die Forschung des FILK zunehmend
Interesse über Branchengrenzen hin-
weg, denn es handelt sich vielfach
um Hightech mit besonders hohem
Innovationspotenzial.“, stellt Stoll fest.
Untersuchungen zur nanotechnolo-
gischen Modifizierung von Elastome-
ren etwa oder zur Entwicklung von
Kunststoffmembranen mit antimi-
krobiellem Wirkstoffdepot lässt der
überlieferte Name des FILK kaum
erwarten. Rund 120 Mitarbeiter sind
dafür heute im Einsatz. 2014 wurde
als Investition in die Zukunft ein
neuer Labor- und Kommunikations-
komplex in Freiberg eröffnet.
Vom Schuhwerk zur Biomasse
Das vormalige Prüf- und For-
schungsinstitut für die Schuhher-
stellung (PFI) hat seinen überliefer-
ten Namen geändert und nennt sich
seit 2001 nur noch neutral Prüf-
und Forschungsinstitut Pirmasens.
Es wurde 1956 in der deutschen
Schuhmetropole gegründet und
zählt seit 1959 zu den ordentlichen
Mitgliedern der AiF. In bald sechs
Jahrzehnten hat es sich zu einem
international anerkannten Zentrum
12 Zoom
I
Standpunkt
Ein Netzwerk imWandel
Der Name sagt
nicht alles:
In der AiF stößt
man auf High-
tech, wo man
es kaum ver-
mutet.
2014 besteht das Innovationsnetzwerk
der AiF und ihrer Forschungsvereini-
gungen seit 60 Jahren. Manche seiner
Mitglieder sind wesentlich älter als ihre
Dachorganisation. Die vielfach weit
zurückreichenden Traditionen lassen
leicht den Wandel übersehen, in dem
sich diese Forschungsvereinigungen
permanent befinden. Es sind Innova-
tionsschmieden, die ihr Leistungs- und
Themenspektrum den Erfordernissen
der Branche und des Marktes nicht
nur anpassen, sondern die diese
auch vorwegnehmen. Ob Textil- oder
Ernährungsindustrie, Ziegelherstellung
oder Holztechnologie: Der Name allein
ist schon lange nicht mehr Programm.
Zwei Beispiele sprechen für sich.
für Prüftechnik, Forschung und Ent-
wicklung sowie Zertifizierung entwi-
ckelt. „Die Schuhbranche ist nach
wie vor eine wesentliche Zielgruppe
des PFI, doch seine Tätigkeit reicht
heute bis zur Biotechnologie und
Umwelttechnik.“, erklärt Dr. Kerstin
Schulte, Geschäftsführerin des PFI.
So fiel Anfang 2014 im Energiepark
Pirmasens-Winzeln der Startschuss
für den Bau einer „Power-to-Gas-
Pilotanlage“ des PFI zur Umwandlung
von überschüssigem Windkraft-
und Solarstrom in Biomethan, das
im Erdgasnetz gespeichert werden
kann. Der Einsatz spezieller methan
bildender Mikroor-
ganismen in einem
Bioreaktor ist dabei
bisher einzigartig und
auch die Konfiguration
der Pilotanlage sucht
deutschlandweit ihres-
gleichen. Sie soll jähr-
lich bis zu 440.000 m
3
Biomethan ins Erdgas-
netz einspeisen. „Das
PFI beschäftigt sich
bereits seit 2003 inten-
siv mit der stofflichen
und energetischen
Nutzung von Biomas-
sen. In der Umwelttechnik liegt ein
Schwerpunkt auf der Untersuchung
von plasmagestützten Verfahren
zur Verbesserung der Luftqualität.
In den letzten zehn Jahren ist das
PFI mit solcher Hightech enorm ge-
wachsen.“, erläutert Schulte. Dabei
hat sich die Anzahl der PFI- Mitar-
beiter im Stammhaus auf rund 100
glatt verdoppelt. Niederlassungen in
der Türkei, in SAR Hong Kong, Chi-
na, Indien und Äthiopien kommen
hinzu. Es ist die besondere Kombi-
nation aus akkreditierten Laboren,
branchenübergreifendem Ingeni-
eurswesen und Zertifizierungsstelle,
die die PFI Group dabei so einzig-
artig macht. Der Spruch „Schuster,
bleib‘ bei deinem Leisten.“ hat
ausgedient, nicht nur im PFI.
non