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I

Einblicke 25

Die in Deutschland nach dem

Reinheitsgebot von 1516 hergestell-

ten Biere werden auch heute noch

ausschließlich aus Malz, Hopfen,

Hefe und Wasser erzeugt. Seit über

50 Jahren ermöglicht die AiF-For-

schungsvereinigung Wissenschafts-

förderung der Deutschen Brau-

wirtschaft (Wifö), dass dabei neue

Erkenntnisse und Entwicklungen aus

Wissenschaft und Forschung in das

Brauereigewerbe Eingang finden.

„In Gesprächen treffe ich häufig

auf die skeptische Frage, was es

bei dem jahrtausendealten Produkt

Bier noch zu erforschen gibt.“, sagt

Dr. Erika Hinzmann, wissenschaftli-

che Leiterin der Wifö. „Mit großem

Erstaunen hören meine Gesprächs-

partner dann, wie vielfältig und

spannend die Forschungsaufgaben

sind. Angefangen von den Roh-

stoffen bis hin zur Abfüllung gibt

es immer wieder Fragestellungen,

die den Brauprozess sicherer und

effizienter machen und die Qualität

des Bieres weiter verbessern.“

Die Wifö ist bundesweit die

größte Institution, die im Bereich

der deutschen Brauwirtschaft

Forschungsprojekte in breiterem

Umfang und mit eigenen

Mitteln fördert. Sie wird

durch die Mitgliedsfirmen

des Deutschen Brauer-

Bundes getragen. Seit

ihrer Gründung 1957

wurden mehr als 550

Forschungsvorhaben

im Rahmen der solida-

rischen Gemeinschafts-

forschung der deutschen

Brauer durchgeführt.

„In der Bierherstellung,

Abfüllung und Verpa-

ckung einer mittelstän-

dischen Brauerei steht

man permanent vor

neuen Herausforde-

rungen.“, sagt Carsten

Lange, Bereichsleiter

Produktion und Abfül-

lung der Privatbrauerei

Eichbaum GmbH & Co.

KG in Mannheim. Er

engagiert sich seit mehr

als 15 Jahren ehren-

amtlich im Beirat und in

den Projektbegleitenden

Ausschüssen der Wifö.

„In den letzten Jahren

beschäftigen uns be-

sonders Energie- und

Umweltfragen. Hier haben wir

branchenübergreifende IGF-Projekte

auf den Weg gebracht, die ver-

schiedene Prozessschritte unter die

Lupe nehmen und das Potenzial

zu einer effizienteren Energie- und

Wassernutzung aufdecken sowie

Werkzeuge für die Umsetzung in

Brauereien entwickeln.“, erklärt er.

„Aber auch Produktunverträglich-

keiten, Verbraucherwünsche nach

neuen Geschmackserlebnissen

oder der Trend zu alkoholfreien

Bieren und Getränken eröffnen

immer wieder neuen Forschungs-

bedarf, der weit über die Mög-

lichkeiten eines mittelständischen

Unternehmens hinausgeht. Hierbei

helfen die IGF-Vorhaben uns und

der gesamten Branche weiter.“

Mit mehr als 40 renommierten For-

schungsinstituten an Hochschulen,

Landesforschungsanstalten sowie

Instituten anderer öffentlicher oder

privater Träger im gesamten Bun-

desgebiet arbeitet die Wifö zusam-

men. „Eine erfolgreiche Bearbeitung

unserer Forschungsprojekte setzt

eine sehr enge Zusammenarbeit

mit den Unternehmen der Brau-

und Getränkebranche, aber auch

mit den angrenzenden Branchen

des Anlagen- und Apparatebaus,

der Mess- und Regeltechnik oder

der Rohstoffproduzenten voraus.“,

sagt Professor Thomas Becker,

Lehrstuhl für Brau- und Getränke­

technologie der Technischen

Universität München. „Die AiF bietet

mit ihren Forschungsvereinigungen

das passende Netzwerk und die IGF

ist hierfür das ideale Förderinstru-

ment.“, ist er überzeugt. Auch die

Ausbildungseffekte der IGF hält er

für wichtig: „Besonders für unsere

jungen Wissenschaftler ist die Dis-

kussion mit den Industrievertretern

in den Projektbegleitenden Aus-

schüssen der IGF sehr befruchtend.

Für unsere Absolventen legt dieser

frühe Kontakt mit Unternehmens-

vertretern sehr oft den Grundstein

für den folgenden Berufseinstieg.“.

Die Wifö bildet dabei das Binde-

glied zwischen Wissenschaft und

Wirtschaft und sorgt dafür, dass

das „kühle Blonde“ auch in Zukunft

hoch im Kurs bleibt.

24 Zoom

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Einblicke

100

Eine von Hundert:

Wifö – Wissenschaftsförderung der Deutschen Brauwirtschaft

Die 100 Forschungsvereinigungen sind Dreh- und Angelpunkte

der vorwettbewerblichen Industriellen Gemeinschaftsforschung im

Innovationsnetzwerk der AiF. Sie sind kompetente Ansprechpartner

für innovative mittelständische Unternehmen und Plattformen für den

Dialog zwischen Wirtschaft und Wissenschaft.

Von „A“ wie Arzneimittel-Hersteller

über „M“ wie Maschinenbau bis „Z“

wie Ziegelindustrie sind alle mit-

telstandsrelevanten Branchen und

Technologiefelder im Innovationsnetz-

werk der AiF vertreten. Die For-

schungsvereinigungen bündeln den

gemeinschaftlichen Forschungsbe-

darf, koordinieren branchenweit und

branchenübergreifend die vom Bun-

deswirtschaftsministerium über die

AiF geförderten Vorhaben der Indust-

riellen Gemeinschaftsforschung (IGF)

und kümmern sich um den Ergebnis-

transfer, denn IGF-Ergebnisse stehen

allen interessierten Unternehmen

offen. Außerdem bieten sie vielfältige

Serviceleistungen für Unternehmen:

von praxisgerechten Kurzinformati-

onen zu aktuellen Forschungsergeb-

nissen, über Weiterbildungsveran-

staltungen zu neuen Technologien

und individuelle Beratungen bis zu

branchenbezogenen Recherchen rund

um Forschung und Entwicklung.

Die 100 Forschungsvereinigungen

der AiF

Bier steht auf der Beliebtheitsliste der Getränke ganz

oben. Jeder Deutsche trinkt im Durchschnitt pro Jahr

rund 107 Liter. Nur in Tschechien und Österreich ist

der Verbrauch pro Kopf noch höher als bei uns.